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Eine spirituelle Zeitreise ins 19. Jahrhundert:Gottesdienst – Nachts im Museum

der Schäfer erzählt aus seinem Leben beim Gottesdienst - Nachts im Museum
Datum:
20. Okt. 2017
Von:
Tanja Saemann

Die Schauspieler/innen waren an ihren Positionen, der Bollerwagen gepackt und die letzten Absprachen getroffen, als sich am 15.10.2017 um 18 Uhr der Vorplatz am Eingang des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim mit Menschen füllte. Der BDKJ Neustadt/Aisch hatte in der Reihe „Gottesdienste an besonderen Orten“ zum „Gottesdienst – Nachts im Museum“ eingeladen und 60 Besucher/innen waren gekommen, um diesen außergewöhnlichen Gottesdienst zu feiern.

Während die Museumsbesucher/innen allmählich das Freilandmuseum verließen, begaben sich die Gottesdienstbesucher/innen auf eine abenteuerliche Zeitreise ins 19. Jahrhundert.

Bahnt dem Herrn einen Weg

Sie passierten das Eingangstor und machten im Jahre 1800 auf der Steinbrücke aus Unteraltenbernheim halt. Und die Brücke erzählte von den einfachen Menschen, die damals nur zu Fuß unterwegs waren, und davon, dass die Menschen früher eine ganz andere Einstellung zur Zeit hatten. Zeitdruck kam nur auf, wenn ein Unwetter drohte oder die Nacht anbrach. „Entfernungen gibt es auch zwischen Menschen und Brücken werden nicht nur aus Holz oder Stein, sondern auch zwischen Menschen gebaut.“ So übertrugen die Mitglieder der AG Fromm die Gedanken der Brücke ins Leben der Besucher/innen, die sich auf dem weiteren Weg durchs Museum austauschen konnten, welche Distanzen sie in der vergangenen Woche oder im letzten Urlaub zurückgelegt haben.

Der Herr ist mein Hirte

An der alten Schäferei sprach ein Schäfer die Gruppe an. Er erzählte von den einfachen fast ärmlichen Verhältnissen in denen er lebte und von der vielen Arbeit jeden Tag bei jedem Wetter draußen in der Natur. Doch trotz der vielen Arbeit und mancher Schwierigkeiten machte er sich keine Sorgen. Er war zufrieden mit seinem Leben und dankte Gott für alles was er hatte. Genauso wie der Beter des Psalms 23 – der Herr ist mein Hirte. „Wofür können wir dankbar sein?“ Diese Frage beschäftigte die Besucher/innen auf ihrem Weg zur nächsten Station.

Die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft

Vor einem Bauernhaus erblickten die Besucher/innen zwei Mägde, die in ihre Arbeit vertieft miteinander plauderten. Beide waren noch ganz erfüllt, von den Ereignissen des Sonntages, an dem sie für wenige Stunden frei hatten und den Hof für den Besuch der Messe verlassen durften. Kraft und Hoffnung für die ganze Woche gab ihnen der Gottesdienst. Er war ihnen heilig, ebenso wie alle anderen Feiertag im Jahr oder die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen. Die Jüngere von beiden fieberte voller Sehnsucht auf die Kirchweih in wenigen Wochen hin, glücklich dort ihren Liebsten zu treffen und ein wenig Kleingeld für etwas Süßes in der Tasche zu haben. „Worauf freut ihr euch?“ war die Frage an die Besucher/innen, als die beiden Mägde überrascht von den vielen Leuten Hals über Kopf ins Haus liefen. „Jeder hat etwas, das ihn antreibt, in Bewegung hält, motiviert.“ So stellte Pastoralreferent Ludger Mennes den Bezug zum Leben der Besucher/innen her. „Gott hat in jeden Menschen etwas gelegt, das er zur Entfaltung bringen kann, etwas Einzigartiges ganz Persönliches. Diesen Kern wachsen zu lassen, gibt neue Kraft.“

Ich will dir nachfolgen, Herr

Zur letzten Station fanden sich alle Besucher/innen in der Dreschmaschinenhalle ein und nahmen auf der Empore über alten Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen Platz. Brücke, Schäfer und Mägde kamen noch einmal zu Wort und erzählten von ihren Sehnsüchten: „eine Verbindung zwischen Völkern schaffen“, „in der Dorfgemeinschaft akzeptiert werden“, „einen eigenen Hof besitzen“, „sein eigener Herr sein“ war da zu hören. „Sehnsucht ist ein starkes Gefühl, das ganz viel mit „modernen Menschen“ und einer neuen Denkweise zu tun hat“ erklärte Ludger Mennes. „Jeder Mensch kann etwas aus sich machen, Veränderungen im eigenen Leben bewirken. Es gibt eine Alternative zum Leben, Denken und Glauben in bekannten Strukturen.“ Und damit waren die Besucher/innen wieder im 21. Jahrhundert und in ihrem eigenen Leben angekommen. „Mit dieser neuen Freiheit ist aber auch der Auftrag verbunden, diese Freiheit zu gebrauchen.“ Ludger Mennes ermutigte die Besucher/innen den eigenen Sehnsüchten nachzuspüren und die eigenen Talente einzusetzen mit den Worten „Wenn du die Sehnsucht spürst, wenn du Gottes Ruf hörst: Tu es! Und tu es jetzt!“

Gestärkt mit dem Segen und der Gewissheit, dass Gott den Menschen jeden Tag die Kraft und die Möglichkeiten gibt, die eigenen Sehnsüchte in die Tat umzusetzen, machten sich die Gottesdienstbesucher/innen wieder gemeinsam auf den Rückweg zum Ausgang. Dabei wurde munter geplaudert, dass das Freilandmuseum noch mehr Örtlichkeiten für besondere Gottesdienste zu bieten hätte.

An dieser Stelle nochmals Herzlichen Dank an die Mitarbeiter/innen im Fränkischen Freilandmuseum und die Schauspieler/innen der Passionsspielgemeinschaft Scheinfeld für die tolle Unterstützung beim Gottesdienst – Nachts im Museum!

Der nächste „Gottesdienst an besonderen Orten“ ist der LIGHT ON Gottesdienst am 18.11.2017 um 20 Uhr in der Herz Jesu Kirche in Uffenheim. Herzliche Einladung!

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