Zwischen Party und Spiritualität
Jugendhaus Burg Feuerstein hat mit Disco Church eine Gradwanderung gewagt
Partystimmung im Jugendhaus Burg Feuerstein: Zum ersten Mal wurde in Ebermannstadt eine kostenlose Disco Church für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren veranstaltet.
Am Samstag, den 15. Juni 2024, feierten sie gemeinsam in der Oberkirche. „Eine Disco in der Kirche ist sicherlich ein gewagtes Jugendangebot“, räumt Diözesanjugendpfarrer Gerd Richard Neumeier ein.
„Es ist eine Gradwanderung: Unser Ziel war es, kirchliche Räume für alle Jugendlichen zu öffnen – unabhängig von Konfession, Herkunft oder sexueller Orientierung. Wir wollten auch kirchenferne Jugendliche
durch das niedrigschwellige Angebot ansprechen und ihnen spirituelle Inhalte nahebringen.“ Als Veranstaltungsort hätten sie bewusst eine Jugendkirche ohne Tabernakel gewählt, die schon oft für Jugendevents
genutzt worden sei.
DJ Pheelin aus Nürnberg legte moderne Chartsongs auf. Als Leitlinie gaben die Veranstalter ihm vor, keine rassistischen, sexistischen oder glaubensfeindlichen Songs zu spielen. „Der Song ‚Highway to Hell‘ wäre
hier fehl am Platz gewesen“, nennt Gerd Richard Neumeier ein Beispiel. Rund 90 Jugendliche tanzten an diesem Abend in der Kirche, die durch Licht- und Nebeleffekte einer Disco glich.
Zugleich erinnerten zahlreiche Details daran, dass es sich um eine Kirche handelt. Um kurz vor 22 Uhr leitete der Diözesanjugendpfarrer ein Friedensgebet an. Die Anwesenden beteten für Frieden in der Welt,
zum Beispiel in der Ukraine, im Nahen und Mittleren Osten. In die „Prayer Box“ konnten Jugendliche anonym eigene Gebetsanliegen werfen, für die in kommenden Gottesdiensten gebetet wird. Auf verschiedenen
Stellwänden notierten sie ihre Gedanken, etwa zur Frage: Wenn Jesus heute hier wäre, was würdest du ihn fragen? Sie schrieben: „Wie würdest du die Welt aus heutiger Sicht wahrnehmen?“ oder auch:
„Bist du stolz auf dich?“.
Alkohol gab es an diesem Abend nicht, auch keine Schlägereien oder Übergriffe. Stattdessen wurden alkoholfreie Getränke, Crêpes und Bratwürste kostendeckend verkauft. Einige Ehrenamtliche vom Jugendhaus
Burg Feuerstein und vom BDKJ-Diözesanverband Bamberg (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) halfen beim Verkauf und Einlass mit. Acht Ehrenamtliche kamen auch von der KjG Ansbach (Katholische junge
Gemeinde), von denen manche schon 2022 bei der Disco Church in Uffenheim mitgearbeitet hatten. „Damals in Uffenheim war ich nicht dabei“, erzählt die 17-jährige KjG-Ortsleiterin Rianna Stippa. „Jetzt helfe
ich aber sehr gerne mit, weil es etwas ganz Neues ist. Ich tanze gerne und mag die Burg Feuerstein.“
Veranstaltet wurde die Disco Church vom BDKJ-Diözesanverband Bamberg, vom Jugendamt der Erzdiözese und vom Jugendhaus Burg Feuerstein. „Wir haben gemerkt, dass wir auf der Burg deutliche Vorteile haben“,
erklärt die dortige Leiterin Sabine Grüner. „Unsere Infrastruktur ist gut für dieses Event geeignet: Wenn der Teig für Crêpes ausgeht, können wir von den Mitarbeiterinnen aus der Küche Nachschub kriegen.
Außerdem hatten wir am Wochenende eine Gruppe Firmlinge zu Gast, die direkt dabei sein konnte.“ Die Jugendlichen gaben über einen QR-Code Feedback zur Veranstaltung. „Gute Musik“, „tolle Stimmung“ und
„gutes Friedensgebet“ waren die meist genannten Schlagworte.
Welcher Eindruck bleibt? Auf einer Stellwand schrieben die Feiernden auf, in welchem Land sie leben möchten. Die Stichworte dort lauteten „Lachen“, „große Familie“, „kein Krieg“ oder auch „nett sein und zusammenhalten“.
Diese fröhliche, wohlwollende Stimmung herrschte bei der ersten Disco Church im Jugendhaus Burg Feuerstein. Den Veranstaltern gelang es, eine Brücke zu bauen zwischen der Lebenswirklichkeit junger Menschen und der
Kirche – wie es auch die Leitlinien zur Jugendpastoral der deutschen Bischöfe von 2021 empfehlen. Wer das Event verpasst hat, bekommt eine neue Chance bei der zweiten Disco Church am Samstag, den 30. November 2024.